Gute Tage

CH 2017. DCP 5.1, Farbe, 99 min.
 

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Cristina Fessler sagt, sie werde gleich von sich hören lassen, sobald sie wieder einen guten Tag habe. Auch Boris Mlosch, Renate Flury, Daniel Pestel und Schang Hutter haben einen Neuanfang hinter sich. Der Film begleitet sie über drei Jahre hinweg, erzählt von ihrem Bemühen, ihrem Scheitern, von ihrer Erschöpfung und von den schönen Momenten des Gelingens. Die fünf Kunstschaffenden hatten nach schweren Erkrankungen die persönlichen Formen des Ausdrucks aufgeben müssen, die sie über Jahrzehnte entwickelt hatten. Es ist beeindruckend, zu erleben, wie mutig sie trotz der zunehmenden Schwierigkeiten immer wieder nach anderen Möglichkeiten suchen und zu neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks finden.
Diese Haltung und die Offenheit, mit der sie sich mit all ihren Sorgen und Schwächen zu zeigen wagen, tragen wesentlich zur Intensität und Tiefe bei, die der Film als Ganzes ausstrahlt. Vielleicht gibt er uns sogar den Mut, den Gedanken zuzulassen, was wäre, wenn wir in unserem Leben etwas verlieren würden, das ein Eckpfeiler unserer Identität ist, sei es im Beruf, in einer Beziehung, durch einen Unfall oder eine Krankheit? Wie könnten wir unserem Leben auf eine neue, auf eine uns heute unvorstellbare Weise einen Sinn geben?

RegieUrs Graf  → Website
DrehbuchUrs Graf
MitwirkendeCristina Fessler, Boris Mlosch, Renate Flury, Daniel Pestel, Schang Hutter
KameraUrs Graf
TonUrs Graf
SchnittUrs Graf
MusikHoward Skempton
Dauer99 min.
VorführformateDCP 5.1
Drehformat16:9
DVD bestellen LookNow!
www.looknow.ch
Verleih Schweiz
Kontakt, WeltrechteUrs Graf
Blumenfeldstrasse 31, CH-8046 Zürich
+41 44 271 15 14
ursgraf.film@bluewin.ch   www.urs-graf.ch
ProduktionFilmkollektiv Zürich
ISAN0000-0004-49AE-0000-D-0000-0000-Z
Suisa-Nr.1011.960


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Pressestimmen

Film «Gute Tage»
Wertende Ausschnitte

(bis 30.6.2017)
Es sind Ausschnitte, die sich auf die Gestaltung, Thematik und Wirkung des Films konzentrieren und weniger auf die Darstellung der einzelnen Protagonisten und ihren Geschichten.

Da noch nichts Kritisches zum Film geschrieben wurde, sind in dieser Auswahl nur positiv wertende Texte.

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Züri Tip (Tagesanzeiger) Kurzhinweis vom 22.6.2017 (loe):

Wie ein Refrain kehren die Bilder einer winterlichen Landschaft zwischen den Gesprächen zurück. Die Melancholie des Abschieds, mit dem die Porträtierten konfrontiert sind, wird dann greifbar, aber auch die Schönheit und der Zauber des Gegenwärtigen: Jeder gute Moment, das macht der Film deutlich, lässt das Leben aufblühen.


NZZ ebs. Kurzhinweis vom 22.6.2017:

Graf () hatte sich zwischen 2005 und 2019 ganz den drei Porträts von Komponisten zeitgenössischer E-Musik gewidmet, () bevor er nach jenen kompromisslosen Filmen sich – erneut im Kunstbereich – einem vergleichsweise «populären» Sujet zuwandte. Und dass «Gute Tage» sein wohl persönlichstes Werk geworden ist, ja eine Herzensangelegenheit ist, das merkt man jeder Einstellung des wie stets bei Graf überaus sorgfältig gestalteten Films an.


Die Unverpassbaren, Woche 25 – 2017, Michael Sennhauser.

Fünf Filme aus dem internationalen Kino-Angebot vom Filmkritiker M.Sennhauser dem Publikum empfohlen; diese Woche an erster Stelle «Gute Tage»:

Der Zürcher Altmeister des feinen Dokumentarfilms besucht Künstlerfreundinnen und –Freunde, bei denen das Alter ebenfalls den Schaffensprozess verändert, behindert, aber auch weiterhin bereichert. Feinfühlig und berührend.


film bulletin 4/2017 Tereza Fischer

Urs Graf erzählt in seinem Dokumentarfilm unaufgeregt und präzis vom schmerzlichen Verlust an Lebenskraft: Ein berührendes Künstlerporträt.

In seinem neusten Dokumentarfilm lotet Urs Graf Grenzen aus: die körperlichen Grenzen seiner Protagonisten, seine eigenen, aber auch die des Dokumentarfilms, wenn es darum geht, die Wirklichkeit filmisch zu erfassen. Das macht diesen eher nüchternen Film so reich.

()… poetische Bilder, in denen die Reduktion aufs Wesentliche visuell besticht.

()… die Leidenschaft und Kreativität haben im Gegensatz zum Körper nicht an Kraft eingebüsst. Immer wieder schafft es Graf, diesen Kontrast schmerzlich einzufangen () registrierte so das Auf und Ab, die guten und die schlechten Tage. Und auch den Tod.

Dabei ist Grafs Film im besten Sinn empathisch und persönlich, denn er stösst beim Arbeiten selbst an körperliche Grenzen.

So fügen sich die Schicksale, die unterschiedlichen Haltungen den Schmerzen und Rückschlägen gegenüber und die guten und schlechten Tage zu einem natürlichen Zyklus. Graf spiegelt ihn in den Naturaufnahmen und sich abwechselnden Jahreszeiten und vermittelt so den Mut und die grosse Lebenskraft dieser Künstler.» Trotz grösster Schmerzen sagt Mlosch: «Das Leben ist immer noch reizvoll.»


Der Landbote, Der Oberländer, Der Unterländer, Zürichsee-Zeitung (Angelika Maass)

Urs Grafs Dokumentarfilm «Gute Tage» erzählt eindringlich schön, wie fünf Künstler sich neu im Leben einrichten.

Am Ende ist man ein bisschen traurig. Nicht, weil es so traurig ist, sondern weil der Film zu Ende ist. Man wäre gern noch länger mit Urs Graf unterwegs gewesen, der in seinem jüngsten Werk sowohl für Buch, Regie, Kamera, Ton und Montage zeichnet. «Gute Tage», ein Film, der Wege beschreitet, Wege und Auswege zeigt, Wege die zu Ende gehen, und Wege die noch viel Zukunft in sich tragen.

Traurigkeit und Erfüllung. Wir, die Zuschauer, lernen Menschen kennen, langsam, Stück um Stück, bis sich langsam aus den Fragmenten ein Bild ergibt; Menschen, denen man nahekommt. Nicht zuletzt weil sie sich voller Vertrauen dem Blick von Grafs Kamera aussetzen, im Momenten, in denen etwas aufblitzt vom Ernst des Lebens und dem Willen zum Schöpferischen. Und wir bekommen es mit Ängsten und Hoffnungen zu tun, die wir alle haben können, bei künstlerisch tätigen Menschen werden sie auf expressive Art sichtbar. Bei diesen ganz besonders.()

Was den Film von Urs Graf, der selbst auf unsicheren Beinen steht, so berührend macht, sind die aufmerksamen Blicke auf vertraute Landschaften, die die Begegnungen mit den Künstlern wie ein zweites, leises Thema strukturieren: Feld, Wald, Wasser, Autobahn, mit allen Geräuschen, die dazu gehören – man kann den Schnee fallen hören. Und das letzte Wort? Boris Mlosch, der noch während des Films mit 60 Jahren stirbt, habe zuletzt gesagt: «Weisch, i han es guets Läbe gha, es schwierigs, aber es guets.»


Radio DRS 2: Kultur Nachrichten 21.6.2017

Die Kunst des Alterns.

Der Dokumentarfilm «Gute Tage» von Urs Graf schildert auf sehr feinfühlige Art wie vier Künstlerinnen und Künstler mit Krankheit und Behinderung umgehen. Hannes Nüsseler hat den Film für uns gesehen:

«Gute Tage» heisst der schlichte aber berührende Dokumentarfilm von Urs Graf, der Cristina Fessler gewidmet ist.
Er handelt von vier Künstlerinnen und Künstlern, die am Ende ihrer physischen Kräfte sind, aber nicht am Ende ihrer Kunst. Urs Graf begleitete sie während drei Jahren, in denen die Maler und Bildhauerinnen trotz schwerer Erkrankung nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen. Dieser Drang zum Gestalten wird nicht verklärt; der Dokumentarfilm zeigt vielmehr wie selbstverständlich die Kreativität immer wieder neue Wege geht, auch wenn der schleichende Verfall des eigenen Körpers Angst macht.()
Freimütig erzählen die Kunstschaffenden von ihren Erwartungen und Sorgen. Und Urs Graf wahrt bei allem Mitgefühl die richtige Distanz um seine Protagonisten nicht dem Voyeurismus preiszugeben. Das geschieht auch aus einer ganz persönlichen Betroffenheit. Zwischen die ruhig beobachteten Alltagsszenen schneidet Urs Graf immer wieder Landschaften im Wechsel der Jahreszeiten. Diese Naturimpressionen haben auch einen medizinischen Grund. Der Regisseur, der zunehmend Mühe mit dem Gehen hat, unternimmt auf Empfehlung seines Arztes regelmässige Spaziergänge – mit der Kamera.
Und manchmal gibt es sie dann eben doch, die guten Tage, an denen etwas gelingt, was bleibt. Auch das zeigt der feine Film von Urs Graf – wie die Kunst nicht einfach zum Stolperstein wird sondern das Leben weiter bereichert und Freude schenkt.


PS, Zürich (froh)
Das starke Moment von «Gute Tage» ist die Aufrichtigkeit der Porträtierten. Kein „Krankheit als Chance“-Geschwätz will die Folgen fortschreitender Multipler Sklerose, mehrerer erlittener Hirnblutungen oder von Lungenhochdruck schönreden. Die fünf KünsterInnen fühlen sich nicht als Heldinnen und werden auch nicht so inszeniert. () «Gute Tage» will gar nicht fröhlich sein, aber sehr wohl einen Lebensmut einfangen (). Ein Film zum Trost, ein letzter Gruss, ein würdiges Andenken und eine Liebeserklärung an die Kraft der Kunst.


Basler Zeitung (Laura Gianesi)
Eine Liebeserklärung.
Der Porträtfilm «Gute Tage» klingt nach dem genauen Gegenteil seines Titels. () Ihn aber als pure Essenz einer deprimierenden Weltsicht abzutun, würde dem Film nicht gerecht werden. Denn im selben Masse, in dem Schwere und Tragik wachsen, keimt auch Hoffnung. ()«Gute Tage» erzählt von diesem Gegensatz mit ruhigen Bildern und einem genauen, unaufgeregten Blick, der die Porträtierten nicht blossstellt, sondern zum Leben erweckt. Auch wenn sich Mlosch nach einem Spitalaufenthalt, trotz Lungenkrankheit nicht nehmen lässt, genüsslich an einer Pfeife zu ziehen, ist das trotz der Absurdität der Szene eine Liebeserklärung an das Leben.
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Cineman, Björn Schneider

Ein mutiger Film, der sich ganz auf seine Protagonisten einlässt. ()

Den Fragestellungen geht Urs Graf auf sensible, nachhaltige Weise auf den Grund. Behutsam nähert er sich in einfühlsam geführten Gesprächen dem Seelenleben seiner Protagonisten. Dabei stellt er sich ganz auf die Interviewten ein, passt sich an und gewährt ihnen die nötige Zeit. Aber er schreckt auch nicht vor direkten Fragen zurück. () Jeder der fünf Befragten leidet dabei auf seine Art und alle müssen einen individuellen, neuen Weg finden, der geliebten Tätigkeit nachzugehen. () Dabei wechseln Augenblicke der Verzweiflung mit Momenten des Glücks oft ganz unmittelbar und innerhalb von Sekunden. Hier steht der Film ebenso ein Stück weit stellvertretend für das ganze Leben: für das Wechselspiel von Glück und Trauer, sowie das (dringend notwendige) Abfinden mit der Tatsache, dass nichts von Dauer ist. Die Porträtierten sind ein herausragendes Beispiel dafür, ein schweres Schicksal anzunehmen, aber dennoch weiterhin für sein tagtägliches Glück zu kämpfen. Denn auch wenn es lediglich kleine und kurze Glücksmomente sind, lohnt der Kampf.


Der andere Film, Hanspeter Stalder
Urs Graf, 77, (), gilt als einer der wichtigen Schweizer Dokumentaristen des sogenannten neuen Schweizer Films. Bekannt sind von ihm «z.B. Uniformen», «Isidor Huber und die Folgen» (1970), «Cinéma mort ou vif?» (1978), «Kollegen» (1979), «Wege und Mauern» (1982), «Seriat» (1991), «Die Zeit mit Kathrin» (1999) und drei Filme «Ins Unbekannte der Musik» (2005 – 2010), alles formal hochstehende, kritisch reflektierende Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft. Mit «Gute Tage» legt er nochmals ein meisterhaftes Zeugnis ab (). Grossartig sind die Bilder der Protagonisten, nah und doch nie indiskret aufgenommen, wunderbar die Landschaftsaufnahmen, die im Jahreszyklus Lebenszyklen wiedergeben, präzise der Schnitt und klug die Wahl der Musikstücke, die die Stimmungen der Protagonisten vertiefen und zum Nachvollzug einladen.
Der Dokumentarfilm «Gute Tage» kann Zuschauerinnen und Zuschauer, die dazu bereit sind, ermutigen Gedanken zuzulassen wie: Was wäre, wenn wir in unserem Leben durch Unfall oder Krankheit etwas verlieren, das ein Eckpfeiler unserer Identität ist, sei es im Beruf oder in einer Beziehung? Wie könnten wir unserem Leben dann einen neuen Sinn geben? ()
„Ich werde gleich von mir hören lassen, sobald ich wieder einen guten Tag habe.“ Mit solchen Worten macht sich Cristina Fessler für das Weiterleben und Weiterarbeiten bereit. Ihr widmet Graf seinen Film. Diese Haltung durchzieht alle Porträts. «Gute Tage» ist ein Film der inneren Spannung, der Einladung zur Auseinandersetzung und letztlich ein Hymnus an das Leben. ()
Zu was Urs Graf uns in seinem Film «Gute Tage» einlädt, ist eine das ganze Leben umfassende Botschaft: Leben heisst, immer wieder anfangen, auf neue Ziele zugehen, nicht aufgeben. In ergreifenden Worten und berührenden Bildern bringen die vorgestellten Menschen uns dies nahe.


Tagblatt Zürich, (Laura Walde)

Trotz Krankheit: Nie aufgeben.

Der Zürcher Regisseur Urs Graf porträtiert in «Gute Tage» Künstler, die nach schweren Erkrankungen sowohl ihre Identitäten wie auch ihre kreativen Ausdrucksformen neu (er)finden mussten. Entstanden ist ein einfühlsames Porträt über Beharrlichkeit und Neuanfänge.

Nicht von ungefähr kommt es, dass viele romanische Sprachen dasselbe Wort für die zwei Bedeutungen «Leidensweg» und «Leidenschaft» kennen. Es ist die Passion, welche diese fünf Kunstschaffenden über sich selbst hinauswachsen lässt. () Aus Selbstreflexion, Galgenhumor, momentaner Verzweiflung, Akzeptanz und der Weigerung, aufzugeben, erwachsen immer wieder diese guten Tage, in denen man seine Stärken leben kann.


Tages-Anzeiger Zürich, (Pascal Blum)

Graf, das merkt man rasch, mag es nicht, wenn man etwas auf den Punkt bringt, so nämlich verliert ein Thema Reichtum und Widersprüchlichkeit. Für falsche Verdichtungen hat er keine Geduld, und gar nicht ausstehen kann er, wenn irgendjemand die Zuschauer „abholen“ will. () Graf ging es nie um intellektuelle Abstraktionen oder um Theoriegebäude, konstruiert aus Argumentationen. Das sind ihm alles Vereinfachungen. Es geht ihm darum, eine Ahnung von einer Gesamtheit zu erhalten, auch wenn man dabei nie sicher sein kann.

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ProgrammZeitung (Nicolas von Passavant)

Graf führt konzentrierte Gespräche mit ihnen, wird aber weder allzu sentimental noch intim. Der Grundton ist positiv: Was den Filmer interessiert, sind die ‚Guten Tage‘, an denen trotz starker Einschränkungen Überraschendes gelingt.

Vielleicht deutlicher als an anderen zeigt sich an ihnen (den Kunstschaffenden), was im Umgang mit Krankheiten allgemein wichtig ist: den Tatsachen ins Auge schauen, ohne in Depressionen zu ersticken, Einschränkungen als Herausforderungen annehmen, tätig werden. Und die Krankheit bringt Seiten zum Vorschein, die diese Menschen wiederum nicht nur als Kranke ausmachen: Humor, Nachdenklichkeit, Lebenslust. () Die Kunst steht so für eine aktive Lebenshaltung. Welche Formen kann eine solche Einstellung aber bei Leuten annehmen, die nicht schon ein Leben lang mit Kunst zu tun haben? () Dies bleibt im Film offen, der Anregung bietet, seinen Fokus jedoch eng hält und so den Eindruck vermeidet, es gebe in diesen Fragen Patentrezepte.